Hoch in den Bergen, weit von hier,
da wohnt ein Büblein so wie ihr.
In diesem Dörfchen, arm und klein,
ganz unten steht sein Haus allein.
Wer kennt ihn nicht? Den schweizweit bekannten Engadiner Bergbauernsohn Ursli aus dem Buch von Selina Chönz und wunderschön gezeichnet von Alois Carigiet. Spätestens seit seine Geschichte 2015 verfilmt wurde, kennt ihn nun wirklich jedes Kind. Oder eben jeder Musikant.
Es sind aber nicht nur die Kinderaugen der Jungmusikantinnen und Jungmusikanten, sondern auch diejenigen der Leiter, welche unserem Dirigenten Roland Wohlwend entgegen funkeln, als er beginnt, die Geschichte vom «Schellenursli» vorzulesen und so das Lager 2018 buchstäblich einläutet.
Der Saal im Restaurant Ochsen ist wie immer perfekt vorbereitet. Die Notenständer sind aufgestellt, die Noten für die Lagerteilnehmer – notabene feinsäuberlich beschriftet – darauf verteilt. Da wird man sich wieder einmal bewusst, welche Vorbereitung das nun bereits zum 12. Mal stattfindende Lager braucht und wie eingespielt und souverän das Lagerteam diese einmal mehr umgesetzt hat.
Was wir mit dem Schellenursli gemeinsam haben? Naja, wir sind ebenfalls in den Bergen einquartiert. Stein liegt zwar nicht im Engadin, aber auch hier hat es einen Brunnen. Es ist zwar viel zu spät um den Chalandamarz, also den 1. März, zu feiern. Trotzdem hat jeder von uns eine Schelle mitgebracht um ein wenig Chalandamarz-Gefühl ins Toggenburg zu bringen. Wir feiern halt statt dem 1. März unsere tolle Lagerzeit und fotografieren uns zum Andenken gleich alle zusammen mit unseren Schellen vor unserem Dorfbrunnen. Welche Grösse die Schellen haben? Ist doch schnuppe! Wir müssen schliesslich für unser Konzert am Samstag üben und haben keine Zeit, wie der Schellenursli aufs Maiensäss zu wandern, um eine noch grössere, schönere und lautere Glocke zu holen.
Nun kanns mit dem Proben losgehen! Das Spannende am Montag ist jeweils das Blattlesen, wie wir Musikanten das erstmalige Durchspielen der Stücke nennen. Niemand ausser denjenigen, welche die Stücke ausgesucht haben, haben die Noten zuvor gesehen. So haben alle dieselben Voraussetzungen. Egal ob Jungmusikant oder Leiter. Man kann sich manchmal kaum vorstellen, dass dieses Chaos aus Tönen, Phrasen, Rhythmen und Melodien am Samstag vor Publikum aufgeführt werden soll. Aber keine Angst – wir schaffen das!
Das Schellenursli-Thema setzt sich dann auch gleich am Abend fort. Während die einen Plakate für unser Schlusskonzert erstellen und dabei den Schellenursli aufgreifen, lernen die anderen in kleinen Gruppen den Schellenjass kennen. Nach rund einer Stunde genossen die Lagerteilnehmer das feine Dessert aus der eigenen Küche. Und schon hiess es ‚Gute Nacht!‘. (eb)