Ach du liebes Bisschen! Heute Morgen aufgewacht und erst dabei bemerkt, dass heute der zweitletzte Tag ist. Zweitletzter tönt zwar nicht so schlimm wie letzter, aber eigentlich ist es genau dasselbe. Einfach einen Tag früher. Doch das Einzige, was uns bleibt ist, den heutigen Tag in vollen Zügen zu geniessen.
Kaum aufgestanden, sitzen wir in unserem Corps am gewohnten Platz. Heute muss der zweite Teil des Programms für den Samstag geprobt werden. Nach anfänglichen Müdigkeitsattacken und ein wenig eingerosteten Lungen, Zwerchfellen und Lippen, geht es schon rasch über, in eine angenehme Morgenprobe.
Nach dem Mittagessen begann der eigentlich spannende Teil des Tages. Wir machten einen Ausflug mit dem öffentlichen Verkehr nach Lichtensteig. Schon beim Losmarschieren zur Bushaltestelle bemerkte man das irgendetwas nicht stimmte. Eine sonst ruhigsitzende, auf ihre Noten starrende Meute von Kindern und Jugendlichen waren kaum noch zu stoppen. Kein Grashalm war sicher und keine Bewegung zu viel. Man könnte fast meinen, sie seien für Jahre eingesperrt gewesen. Das nicht, aber etwas mehr als drei Tage vollste Konzentration, Ruhe und ausschliesslicher Bewegung durch das Schlendern von Probe zu Probe, darf man nicht unterschätzen. In Lichtensteig angekommen, musste glücklicherweise ein kleiner Fussmarsch erfolgen, um an den geplanten Ort zu gelangen. Dies bot weiteren Spielraum für das Loswerden von überschüssigen Energien. Wir kamen an ein grosses, altes Haus. Ist es eine Geistervilla? Rundherum war ein alter, schmideiserner Zaun angebracht. Darin lag ein vermoostes Biotop. Verlassen war es da aber nicht, denn wir wurden schon von Fredi erwartet. Trotzdem, das mit der Geistervilla war gar nicht so verkehrt. Das Haus, in dem wir da standen, war ein Museum für automatische Musikinstrumente aus längst vergangener Zeit. Auf der Führung durch das alte Haus erfuhren wir so einiges dazu von Fredi. Wir lernten die gute, alte Spieluhr einmal von innen kennen. Aber auch die ersten Jukeboxen, selbständig spielende Klaviere und riesige Kasten, in denen sich teilweise fast ein komplettes Synphonieorchester versteckt hält, sahen und hörten wir da. Wer das nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann sich das nur schwer vorstellen. Und wenn wir ehrlich sind, was denken wir, wenn ein Klavier spielt, man das Herunterdrücken der Tasten sehen kann, aber kein Musikant dasitzt. Richtig, Geistervilla.
Man könnte meinen nach einer Führung, welche etwa 45 Minuten dauerte und einer beruhigenden Zug- und Busfahrt werde man etwas müde. Nichts da, das Gequatsche, das Herumspringen und die aufgestellte Art der Mannschaft wurde in keiner Weise getrübt. Sogar für den Einsatz einer waghalsigen Rettungsaktion eines Fussballs von einem Dach vor dem Nachtessen war gesorgt
Nach dem Nachtessen, stand noch einmal eine zweistündige Probeeinheit auf dem Plan. Also eigentlich war sie nicht anhand einer Zeit limitiert, sondern: Wenn alles O.K. und alle K.O. dann LILÖ. Und so wurde es gemacht. Die Probe war jedoch mehr als okay. Sie war sehr gut und um morgen wieder eine solche Probe machen zu können, begaben sich alle nach einem „Bettmümpfeli“ auf den Weg zu ihren Betten. Auch wenn am Nachmittag noch klar war, dass keine falsche Müdigkeit vorgetäuscht werden durfte, kam die Bettruhe dann doch wie gerufen.